Wasserstoff-Mobilität der Zukunft: Land Bremen beim Standortwettbewerb des Bundes am Start
Mit dem Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie will der Bund die emissionsfreie Mobilität gezielt vorantreiben. Im Rahmen eines Wettbewerbs wird dafür bundesweit nach dem besten Ort gesucht. Das Land Bremen hat sich beworben und sein Konzept termingerecht beim Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) eingereicht.
„Wir haben bereits mit dem Modellprojekt ‚Wasserstoff – Grünes Gas für Bremerhaven‘, in dem auf dem Gelände des ehemaligen Flugplatzes Luneort ein Elektrolyseur-Testfeld entsteht und mit Hilfe von Windkraft grüner Wasserstoff produziert werden soll, eine wichtige Forschungsgrundlage in diesem Bereich geschaffen. Die Vielfalt von Wirtschaft, Wissenschaft, Logistik und Innovation ist zudem ein weiterer Grund, warum Bremen und Bremerhaven prädestiniert für dieses Zukunfts-Zentrum sind. Mobilität ist von jeher in unseren beiden Hafenstädten ein zentrales Thema – egal auf welchen Wegen“, sagte die Senatorin für Wissenschaft und Häfen, Dr. Claudia Schilling, anlässlich der Konzepteinreichung. Gedacht ist das Zentrum als Zusammenarbeit verschiedener Institutionen und Unternehmen an einem Standort.
Entwickelt wurden die Inhalte der Bewerbung von der BIS Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung sowie der Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa (SWAE). Unterstützt wurden die Beteiligten von bremenports, den Fraunhofer-Instituten für Windenergiesysteme (IWES) und für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung (IFAM), der Hochschule Bremerhaven, dem Institut für Raumfahrtsysteme (DLR-RY), dem Technologie-Transfer-Zentrum Bremerhaven (ttz), H2BX e.V. sowie AviaSpace Bremen e.V. und regionalen und überregionalen Unternehmen, wie FAUN Umwelttechnik GmbH & Co. KG, die KIRCHHOFF Gruppe, MAFI und TREPEL Technology GmbH, Siemens Energy Global GmbH & Co KG, DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH und der OHB System AG.
Im geplanten Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen sollen wasserstoffbasierte Anwendungen entwickelt werden, die zur Reduzierung der CO2-Emissionen im Verkehr beitragen. Neue technische Möglichkeiten sollen Antworten darauf geben, wie sich Menschen zukünftig fortbewegen und Waren transportiert werden. Ziel ist die klimaneutrale Mobilität – auch im Rahmen der EU-Klimaschutzvorhaben bis 2050. Das geplante Zentrum soll sich auf die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Mobilitätsbereich konzentrieren.
„Mit zukunftsweisenden Forschungen wie der Produktion von Grünem Wasserstoff durch Strom aus erneuerbaren Energien entwickeln wir in Bremerhaven aktuell schon einen wichtigen Eckpfeiler für diese Anforderungen“, sagte Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa. Das Projekt „Wasserstoff – Grünes Gas für Bremerhaven“ wird mit insgesamt 20 Millionen Euro vom Land Bremen und mit EFRE-Geldern gefördert.
Ausschlaggebend für die Bewerbung um das geplante Technologie- und Innovationszentrum Wasserstoff sei vor allem auch die Bandbreite der in sich verzahnten Wirtschafts- und Infrastruktur im Land Bremen. „Wir sind führend in der Entwicklung von Systemen für die Luft- und Raumfahrttechnik und wollen mit wasserstoffbasierten Anwendungen die Weichen für die Zukunft stellen. Auch der Leichtbau für Energieeffizienz in allen Mobilitätsbranchen ist eine Spezialität im Land Bremen“, so Senatorin Vogt. Gleichzeitig arbeite Bremerhaven mit Nachdruck daran, Testregion und Kompetenzzentrum für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie im Norden zu werden.
„Mit der Zielsetzung für mobile Wasserstoffanwendungen zu Lande, zu Wasser und in der Luft ist der Standortwettbewerb wie gemacht für unsere beiden Städte“, erklärte Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz anlässlich der Bewerbung. Bremerhaven habe als Stadt der Wissenschaft mit ihren vielen Instituten und Forschungseinrichtungen bereits jetzt schon beachtliche wissenschaftliche Kompetenz im Bereich Wasserstoff – wie beispielsweise Projekterfahrung beim Einsatz von Brennstoffzellen auf Schiffen. Der Bau von wasserstoffgetriebenen Schiffen könne zukünftig eine große Rolle in der maritimen Wirtschaft spielen.
Aber auch anderweitig habe Bremerhaven zum Thema Wasserstoff und Mobilität attraktive Versuchs- und Entwicklungsfelder. „Ortsansässige Unternehmen sehen ein großes Potenzial in der Nutzung von Wind-Wasserstoff. Im kommunalen Verkehr sowie in der Logistik gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten“, so Grantz. Das reiche vom Einsatz von Bussen und Lkw mit Wasserstoffantrieb bis hin zu Abfallfahrzeugen oder Gabelstaplern. Die Regionalbahn EVB setze auf der Strecke Cuxhaven/Bremerhaven/Buxtehude bereits Triebwagen mit Brennstoffzellen ein.
„Eine wesentliche Zielsetzung des geplanten Zentrums ist die Förderung von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Start-ups, um sich auf dem internationalen Markt zu positionieren“, erklärte Nils Schnorrenberger, Geschäftsführer der städtischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS. „Bremerhaven ist dafür mit seinen kurzen Entscheidungswegen und direkten Ansprechpartnern optimal. Diese Erfahrung haben wir bereits beim Aufbau von Bremerhaven zum Windenergie-Zentrum gemacht.“ Die dadurch entstandene Kompetenz bei regenerativer Energie sei ein Pluspunkt in der jetzigen Bewerbung im Standortwettbewerb „Wasserstofftechnologie“ des Bundes.
Generell soll das geplante Technologie- und Innovationszentrum für mobile Wasserstoffanwendungen in z.B. Schiffen, Lkw und Flugzeugen folgende Aufgaben erfüllen:
- Produktentwicklung bis zur Marktreife begleiten - Bereitstellen der Infrastruktur sowie wissenschaftlicher Kompetenz - Umfeld für Langzeittests von Prototypen - KMU und Start-ups methodisch, technisch und rechtlich unterstützen - Aus- und Weiterbildungsangebote für Anwender *innen von Wasserstofftechnologie - Einbeziehung regionaler und überregionaler Forschungs- und Bildungseinrichtungen - Entwicklung von neuen Standards und Zertifizierungsverfahren für mobile Wasserstoffanwendungen
„Diese Struktur passt hervorragend in unseren laufenden Ausbau der Green Economy in Bremerhaven“, so Nils Schnorrenberger. Die Aktivitäten würden ansässigen Unternehmen neue Anwendungsgebiete und Geschäftsfelder eröffnen. „Für nicht-ansässige Firmen wird Bremerhaven zum attraktiven Standort der Green Economy. Das wiederrum bringt die Entwicklung und den Erfolg des Zentrums für mobile Wasserstoff-Anwendungen auf nationaler und internationaler Ebene voran.“
Aus Sicht von Senatorin Schilling und Senatorin Vogt wäre die Ansiedlung des Technologie- und Innovationszentrums Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen im Land Bremen genau der richtige Schritt zur richtigen Zeit. „Sowohl die Standorte als auch die Infrastruktur unserer beiden Städte passen perfekt und würden die Ziele der norddeutschen Wasserstoffstrategie als Zusammenschluss der Küstenländer ein großes Stück voranbringen“, so die Senatorinnen.
Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) wählt nun zunächst unter allen eingereichten Konzepten des Wettbewerbs drei Bewerber aus. An diesen Standorten werden jeweils Machbarkeitsstudien durchgeführt. Die Kosten dafür trägt das BMVI. Anschließend fällt die Entscheidung, wo das neue Technologie- und Innovationszentrum Wasserstofftechnologie für Mobilitätsanwendungen angesiedelt wird. Das wird nach Angaben des BMVI voraussichtlich Ende Februar 2021soweit sein.
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